Luthers Predigt über das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen

Weiter das euangelion aus tzu streichen, merckt das durch die lampen wirt uns bedeut eyn auszwendig ding unnd leiblich uebung. Aber die lampen mitt sampt dem oell seind die inwendige reichtum mit dem waren glauben. Dan so der glaub der art ist, daß in got schafft und erweckt im hertzen, so vertrauwt der mensch in Christum, Ja ist auch also krefftig auff Christum gegrundt, das er der sundt, dem todt, der hell, dem teufel und allen widersachern gottes den trutz beut. Unnd das ist die art des rechten glaubens, welcher gar ongleich ist dem glaubenn der sophisten, iuden und turcken, der allein mit dem hertzen felt auff ein ding, nimpt im fur, glaubt, das dem oder disem also sey, aber got hat mit solchem won nichtß tzuschaffen. Es ist menschen werck unnd ein solcher wonn kumpt von natur, von dem freien willen des menschen, das sy darnach sprechen: Ich glaub, das ein got sey, das Christus fur mich gestorben sey &c.. und ob schon solchen glauben einer von got hat, so ist er doch nichtz, all die weil kein oell da ist, die weil got nit das recht oell eingeust und gibt dem hertzen seinen son Jesum Christum gar und gantz eigen und was der selbig hat. Da her kumpt dan der wunderbarliche wechsel, das Christus sich und seine gutter dem glauben gibt und nympt an sich das hertz und was es auff im hat tzu eigen. Was ist aber nu in Christo? Onschuldt, fromkeit, gerechtikeit, seligkeit und alleß gutt, Item Christus hat uberwunden die sundt, den todt, die hell und den teuffel. Also geschicht, daß alles in dem der solichs begreifft, veste glaubt unnd vertrauwt, das er wirt in Christo Jesu ein uberwynder der sundt, des todts, der hell und deß teuffels. Auch die unschuld Christi wyrt sein unschuld, der gleichen Christi fromkeyt, heylikeyt, selykeyt und was in Christo ist, ist alles in einem glaubigen hertzen mit Christo.

 

WA Bd 10 III Seite 356, gehalten am 21. Oktober 1522 in Erfurt